Poetik der Zähmung. Widerspenstige, Aufmüpfige, Wilde und kleine Rebellische in der Kinder- und Jugendliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts
Schlagworte:
Kinder- und Jugendliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts, Figur, Kindheitsbild, Poetik, NormAbstract
Der Artikel beschreibt, welche Rolle widerspenstige, aufmüpfige, wilde und rebellische Kinderfiguren in der Kinder- und Jugendliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts spielten. Verdeutlicht wird, wie sich deren Bedeutung im Kontext von Vorbildern, Idealbildern und Schreckbildern ausgehend vom Exempel zu einer Poetik der Zähmung entwickelt, die durch Prozesse der zunehmenden Literarisierung gekennzeichnet ist. Diese Kinderfiguren sollten lange Zeit als Faszinosum der Abweichung wirken – mit dem Ziel, die Kinder zum angepassten Verhalten ästhetisch zu überreden. Diese Literarisierung ist in einem Spannungsfeld von Pädagogisierung und dem Streben nach ästhetischer Autonomie Teil eines Modernisierungsprozesses. Dieser ist durch eine Ausdifferenzierung der Gattungs- und Formenvielfalt derartiger von der Norm abweichender Figuren gekennzeichnet. Deutlich wird, dass es erst kinderliterarischen Innovationen wie Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter und Wilhelm Buschs Max und Moritz gelingt, normabweichendes Verhalten von Figuren ästhetisch zu popularisieren und somit diese rein normierende Funktion der Kinderliteratur als Sozialisationsliteratur durch massenhaft verbreitete Kinderfiguren normabweichenden Verhaltens zu überwinden.