Griechische Mythologie als Kinderliteratur: Humor und Phantasie in der Nacherzählung griechischer Literaturanthologien für Volksschulkinder
Schlagworte:
griechische Mythologie, Humor, Fantasy und Phantasie, Kinderliteratur, MythenadaptationAbstract
Mythenadaptation für Kinder ist keineswegs auf die Erstellung einfacher(er) Versionen beschränkt. In Lesebüchern für den Gebrauch in griechischen Volksschulen dient sie vielmehr dazu, psychologische Probleme von Kindern abzumildern. Auch wenn Kinder den Schutz durch Erwachsene brauchen, empfinden sie zuweilen Widerstand gegenüber ihren erwachsenen Gegenübern. Dazu kommt, dass körperliche Unreife so manches Kind frustriert. Generell wollen Kinder starke und reife Körper wie Erwachsene, können gegen ihre Unterlegenheit aber nichts ausrichten und müssen sie akzeptieren. Die für Kinder charakteristische Rebellion gegenüber Erwachsenen sollte in einem sicheren Umfeld ausgedrückt und deren Frustration abgemildert werden. Mythologische Charaktere können in dieser Hinsicht hilfreich sein. In adaptierten Versionen griechischer Volksschullesebücher sind Gottheiten – wie Kinder – naiv und fehleranfällig. Wenn die kindlichen Göttinnen und Götter sich als allmächtig erweisen und Überwachung und Autoritätsausübung durch andere ablehnen, erhalten Kinder ‚Superkind-Phantasien‘, die ihren Sehnsüchten in dieser schwierigen Situation entsprechen. Die physische Stärke von Monstern ist oft übertrieben, um deren Anziehungskraft zu reduzieren. Denn die übersteigerte Darstellung der Körper von Ungeheuern generiert Humor, der die Attraktivität erwachsener Körper herabsetzt und Kindern dabei hilft, ihre Minderwertigkeitsgefühle abzulegen.