‚Entsunkenes Licht angeln‘ – eine Reise der Sinnsuche mit Gilgamesch, Neruda und jungen Lernenden aus Einwandererfamilien
Schlagworte:
Sumerische Dynastie, Gilgamesch-Epos, Mythenrezeption, interkulturelle Kommunikation, Narration, Pablo Neruda, Unsterblichkeit, Trauer, SinnsucheAbstract
Das Gilgameschepos ist eine der ältesten Überlieferungen der Menschheit aus sumerischer Zeit. Die Handlung ist archaisch, bewegend und von vielschichtiger Ungeglättetheit. Die Rezeption des Epos ist weitreichend, auch Adaptionen für Jugendliche finden sich. Die Rezipient*innen, die in diesem Beitrag vorgestellt werden, sind zwischen neun und zehn Jahre alt und besuchen die 4. Klasse einer Grundschule im Berliner Bezirk Nordneukölln. Sie begegnen dem Text durch Narration, ausgewählte Szenen werden performativ nachgestellt und gedeutet. Es zeigt sich, dass auch junge Menschen den Fragen innerhalb der epischen Gedankenwelt mit großer Aufgeschlossenheit folgen können. Sie werden mit dem Verlust konfrontiert, Enkidu, der brudergleiche Freund Gilgameschs, stirbt. Im Epos setzt die Trauer den Wunsch nach Unsterblichkeit frei. Die Kinder erhalten zur breiten Fächerung möglicher Handlungsweisen ein spätes Gedicht von Pablo Neruda. Sinkt jeder Tag…. Es entsteht ein vielstimmiges cluster of emotions, in dem starke Stimmungsphänomene wie Zorn, Wut und Hilflosigkeit mit weicheren Handlungsmöglichkeiten wie dem geduldigen Angeln von entsunkenem Licht (im Sinne von melancholischer Suche nach vergangenem Glück) kontrastiert werden.