Sozialistischer Realismus, Krieg und politisch-kulturelle Färbungen

Ahmet Hromadžićs jugoslawischer Bambi

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.25365/lili-2023-59-2

Schlagworte:

Heldennarrative, Tiergeschichten, Sozrealismus, Beziehungskonzepte, Intermedialität

Abstract

Deutliche Ähnlichkeiten zu Bambi deuten darauf hin, dass der bosnisch-jugoslawische Kinderliterat Ahmet Hromadžić sich beim Verfassen von Okamenjeni vukovi (1963 ‚Die versteinerten Wölfe‘) an Felix Saltens Klassiker orientierte. Neben Parallelen liegt der Fokus dieses Beitrags insbesondere auf Abweichungen, die unterschiedliche kulturelle Verortungen und ideologische Prägungen der beiden Texte zum Ausdruck bringen. Aus dem klugen und zurückhaltenden Bambi wird mit Hromadžićs Srebrenko ein fröhlicher Held, der im ganzen Wald Berühmtheit genießt. Seine Darstellung erfüllt die sozrealistischen Normen einer positiven Hauptfigur. Während die bereits vorliegende Forschungsliteratur auf die prekäre Situation im zunehmend antisemitischen Wien nach 1900 als Entstehungshintergrund von Bambi hinweist, erinnert der erbitterte Kampf gegen die Wölfe bei Hromadžić an dessen Eindrücke aus dem Zweiten Weltkrieg, den der Autor in jungen Jahren miterlebte.

Autor/innen-Biografie

Ingeborg Jandl-Konrad

Ingeborg Jandl-Konrad, Studium der russischen und französischen Philologie, Psychologie und Philosophie an den Universitäten Graz, Odessa, Moskau und Sarajevo. Seit 2019 Universitätsassistentin (post doc) am Institut für Slawistik der Universität Wien. Mitglied des interuniversitären, slawistisch-interdisziplinären ‚Kinderliterarischen Kolloquiums‘. Ihre literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung beschäftigt sich u.a. mit Sinneswahrnehmungen und Emotionen, Traumanarrativen, Kindheit, Intermedialität sowie mit Rhythmus und Lautstrukturen.

Downloads

Veröffentlicht

2023-08-01