Zwischen Weltverlust und Weltgestaltung

Alexandra Schauers Diagnose spätmoderner Vergesellschaftung und ihre Bedeutung für die Medienbildung

Abstract

In seinem Beitrag rezensiert Christian Filks Alexandra Schauers Gesellschaftsdiagnose Mensch ohne Welt und reflektiert auf deren Relevanz für die Medienbildung(-sforschung). Schauer rekonstruiert den spätmodernen Weltverlust als Dreifachkrise: die Fragmentierung der Zeitstruktur (vom linearen Fortschritt zum „rasenden Stillstand“), die Transformation zur postfaktischen Öffentlichkeit und die Privatisierung öffentlicher Räume. Methodisch folgt sie dem konstellativen Verfahren der Frankfurter Schule und verbindet Marx‘sche Kapitalismuskritik mit Hannah Arendts Weltbegriff. Filk zeigt, wie diese Diagnose medienbildungstheoretische Debatten bereichert: Digitale Medienumgebungen verstärken die diagnostizierte Zeit- und Aufmerksamkeitsfragmentierung, algorithmische Filterung reproduziert den Verblendungszusammenhang der Kulturindustrie, und kommerzielle Plattformen fungieren als digitale Pseudoöffentlichkeiten. Die Analyse weist über technische Medienkompetenz hinaus und fordert kritische Medienbildung als demokratische Kulturtechnik. Schauers Weltverlust-Diagnose eröffnet, so das Fazit von Christian Filk, neue Perspektiven für die Konzeptualisierung von Subjektkonstitution und gesellschaftlicher Teilhabe in digitalen Kontexten.