Mythisierung des Märchens als Propagandaliteratur in der NS-Zeit und ihre weitreichenden Folgen
Schlagworte:
Traditionstexte, Schlüsseltexte, Theodor Vernaleken (1812-1907), Marie Moser (1895-1972), Friedrich Kuthmayer (1875-?), Märchen, Translation, NS-IdeologieAbstract
Die 1942 erschienene kleine, aber nachhaltig wirksame Märchen-Sammlung Von Starken, Tapferen und Treuen der steirischen Autorin Marie Moser (1895-1972) dürfte eine der weitest verbreiteten Publikationen dieses Genres in der NS-Zeit in Österreich gewesen sein. Zum einen erscheint die Analyse dieser 18 Märchen von einigem Aufschluss über den Um-gang mit der Gattung zum Zweck der ideologischen Indoktrination; zum andern aber ist der im Anhang des Buches präsentierte bibliographische Teil in seiner Eigenart aufschlussreich für die absonderliche Vorgangsweise, mit der sich die Herausgeberin vermeintlich den Anschein einer Art von Wissenschaftlichkeit gibt. Das Buch ist Anlass, darüber zu reflektieren, wie sehr traditionelle Erzählstoffe und Motive der Gattung Märchen sowie auch die Persönlichkeitsprofile der mit ihnen verbundenen Autor*innen oft vorschnell in die Enge verkürzter Beurteilungen geraten.