Human Enhancement im Horizont Helmuth Plessners Anthropologie
Ein Beitrag zum Verstehen der menschlichen Subjektwerdung unter heutigen technischen Bedingungen
DOI:
https://doi.org/10.48646/ur.20230108Schlagworte:
Human Enhancement, Helmuth Plessner, Exzentrische PostionalitätAbstract
Ausgehend von der trans- und posthumanistischen These einer Irritation des menschlichen Selbstverständnisses durch die Technologien des Human Enhancement, die eine Abkehr vom Verständnis des Menschen als Menschen notwendig mache, wird in dieser Arbeit das Phänomen des Human Enhancement untersucht. Methodisch wird dieses Konzept, das insbesondere im trans- und posthumanistischen Diskurs genutzt wird, im Horizont Helmuth Plessners Konzeption der Exzentrischen Positionalität reflektiert. Durch diese Neubetrachtung aus einer anderen Perspektive zeigt sich, dass die trans- und posthumanistische Rede von der Radikalität der Transformation des menschlichen Daseins überzogen ist. Aus Plessners Perspektive erscheint Human Enhancement als ganz gewöhnliche menschliche Praxis, die keineswegs dazu führt, dass der Mensch nicht mehr Mensch ist. In einer selbstreflexiven Wendung wird aber auch Plessners Perspektive problematisiert und es wird auf zwei Probleme hingewiesen. Erstens wird gezeigt, dass Human Enhancement, das sich aus Plessners Perspektive als gewöhnliche menschliche Praxis verstehen lässt, in einem dialektischen Verhältnis zur menschlichen Subjektivität steht: Einerseits verhilft es dem Subjekt, seine körperlichen Einschränkungen zu überwinden, andererseits verstrickt es das Subjekt in technologische Abhängigkeiten und konstituiert so ein technologisches Unbewusstes und Unverfügbares. So wird das Freiheitsversprechen, das mit den Technologien des Human Enhancement einhergeht, eingelöst und zugleich unterlaufen und gebrochen. Zweitens wird auf die ontologische Einheit des Subjekts hingewiesen, die auch dort besteht, wo es analytisch getrennt werden kann. Durch diese analytische Trennung, die sowohl im trans- und posthumanistischen Diskurs als auch in Plessners Subjektkonzeption vorgenommen wird, und durch die Konsequenzen, die beide Theorien daraus ziehen, besteht die Gefahr, dass sich ein Habitus des Selbsthasses etabliert. So werden letztlich beide Deutungen des Verhältnisses des Menschen zum Human Enhancement — nämlich die humanistische ebenso wie die anti-humanistische (d.h. trans- und posthumanistische) — als problematisch gezeichnet.
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