„Die Wienerinnen laufen bei helllichtem Tage in Hosen herum.“ Ein intersektionaler Blick in die Bestände von Selbstzeugnissammlungen
DOI:
https://doi.org/10.31263/voebm.v75i1.7127Schlagworte:
Selbstzeugnisse, feministische Geschichtsforschung, ArchivpolitikenAbstract
Selbstzeugnisse wie Tagebücher oder Lebenserinnerungen sind etablierte Quellen für die historische, die kultur- und literaturwissenschaftliche Forschung. Dazu konnten inzwischen eigene Archivbestände aufgebaut werden, die nach inhaltlichem Fokus sehr unterschiedlich zusammengesetzt sind. Mit einem intersektionalen Blick werden in dem Beitrag einige dieser Verschiedenheiten erfragt: Sind Frauen und Männer in den Sammlungen unterschiedlich häufig dokumentiert? Gibt es dabei einen Unterschied in künstlerisch, wissenschaftlich oder politisch ausgerichteten Beständen und den alltagshistorisch ausgerichteten? Sind Frauen und Männer hier möglicherweise mit anderen auto/biografischen Formaten vertreten? Und wie steht es um Angehörige verschiedener sozialer Schichten? Gibt es auch Tagebücher von Arbeiter:innen oder Dienstbot:innen in den Archiven? Der systematische Vergleich legt strukturelle Ungleichheiten in Sammlungsbeständen frei und zeigt die direkten Auswirkungen von Dokumentationspolitiken, die nachhaltig beeinflussen, welche Quellen schließlich der Forschung zur Verfügung stehen – und welche nicht.
Downloads
Literaturhinweise
Bacia, Jürgen und Wenzel, Cornelia (2017): Die Archive der Protest-, Freiheits- und Emanzipationsbewegungen. Ein Überblick, in: Archivar. Zeitschrift für Archivwesen 70 (2), 130–142. Gesamte Ausgabe online unter: https://www.archive.nrw.de/sites/default/files/media/files/Archivar_2_2017.pdf
Bänziger, Peter-Paul (2020): Die Moderne als Erlebnis. Eine Geschichte der Konsum- und Arbeitsgesellschaft, 1840–1940, Göttingen.
Bogadóttir, Svanhildur (2013): Searching for Women in the Archives: Collecting Private Archives of Women, in: de Jong, Sara and Koevoets, Sanne (Hg.): Teaching Gender with Libraries and Archives. The Power of Information, Utrecht/Budapest, 65–75. Gesamter Sammelband online unter: https://atgender.eu/wp-content/uploads/sites/207/2013/11/Libraries_nyomda%20vol10.pdf
Burkart, Christine (2022): Übersetzung 4: „Die CARE-Prinzipien für indigene Data Governance“. Übersetzungen von Schlüsseldokumenten vom Englischen ins Deutsche, auf: EcoDM – Ökosystem Datenmanagement. Analysen – Empfehlungen – FAIRification. https://www.ecodm.de/2022/02/21/uebersetzung-4-die-care-prinzipien-fuer-indigene-data-governance (veröffentlicht am 21. Februar 2022).
Diözesanarchiv St. Pölten (Hg.): Matricula Online – Digitalisate der Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher (https://data.matricula-online.eu/de): Trauungsbuch der Pfarre Herzogenburg, 1885–1904, Folio 139; Taufbuch der Pfarre Herzogenburg 1901–1907, Folio 139; Trauungsbuch der Pfarre Dürnstein, 1825–1931, Folio 86.
Gerhalter, Li (2013): Auf zur eigenen Dokumentation von Erinnerung! Feministische Archive für auto/biografische Dokumente als Schnittstellen von Erinnerungspolitiken und Forschung, in: Krasny, Elke und Frauenmuseum Meran (Hg.): Women’s:Museum Frauen:Museum. Curatorial Politics in feminism, education, history and art, Wien, 285–295.
Gerhalter, Li (2021): Tagebücher als Quellen. Forschungsfelder und Sammlungen seit 1800, Göttingen. https://doi.org/10.14220/9783737011792
Gerhalter, Li (2022): 4.500 Kilometer mit dem Auto quer durch Mitteleuropa. Sammlungen von Selbstzeugnissen, Public History und Citizen Scientists, erscheint in: Grossmann, Marion; Hellmuth, Thomas und Walach, Thomas (Hg.): Handbuch Public History, Berlin [in Druck].
Gremel, Maria (19831): Mit neun Jahren im Dienst. Ein Leben im Stübl und auf dem Bauernhof 1900–1930 (Reihe „Damit es nicht verloren geht …“, Bd. 1), Wien/Köln/Weimar.
Hämmerle, Christa (2003): Fragmente aus vielen Leben. Ein Portrait der „Sammlung Frauennachlässe“ am Institut für Geschichte der Universität Wien, in: LʼHomme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft 14 (2), 375–378. Online unter: https://www.univie.ac.at/Geschichte/salon21/wp-content/Christa_Haemmerle_Fragmente_aus_vielen_Leben_2003.pdf
Holm, Christiane (2008): Montag Ich. Dienstag Ich. Mittwoch Ich. Versuch einer Phänomenologie des Diaristischen, in: Gold, Helmut; Holm, Christiane; Bös, Eva und Nowak, Tine (Hg.): @bsolut privat!? Vom Tagebuch zum Weblog, Heidelberg, 10–50.
Jank, Dagmar (2006): Frauennachlässe in Archiven, Bibliotheken und Spezialeinrichtungen. Beispiele, Probleme und Erfordernisse, in: Brachmann, Botho (Hg.): Die Kunst des Vernetzens. Festschrift für Wolfgang Hempel, Berlin, 411–419.
Junghans, Verena (2016): Arbeit, Netzwerke und Gefühle in Frauentagebüchern der Zwischenkriegszeit (1918 bis 1933), Diplomarbeit, Wien. https://doi.org/10.25365/thesis.42490
Klosterberg, Brigitte (2007): Gedächtnisspeicher des Pietismus. Quellen zu Männer und Frauen in Archiv und Bibliothek der Franckeschen Stiftung zu Halle, in: Gleixner, Ulrike und Hebeisen, Erika (Hg.): Gendering Tradition. Erinnerungskultur und Geschlecht im Pietismus, Affalterbach, 253–268.
Korotin, Ilse (Hg.) (2016): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, 4 Bde., Wien/Weimar/Köln. U. a.: https://library.oapen.org/handle/20.500.12657/32406
Lessau, Hanne (2015): Sammlungsinstitutionen des Privaten. Die Entstehung von Tagebucharchiven in den 1980er und 1990er Jahren, in: Steuwer, Janosch und Graf, Rüdiger (Hg.): Selbstreflexionen und Weltdeutungen. Tagebücher in der Geschichte und der Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts, Göttingen, 336–365.
Melchior, Anke M. (1992): Mädchen- und Frauentagebücher seit dem Mittelalter. Eine Bibliographie von veröffentlichten Tagebüchern in deutscher Sprache, in: BIOS. Zeitschrift für Biographieforschung und Oral History 5 (2), 271–314.
Melchior, Anke M. und Piezonka, Beatrix (1995): Sozialisation in Frauentagebüchern. 3. Kommentierte Bibliographie, Frankfurt a. M./Siegen/Halle.
Mitterauer, Michael (1991): Lebensgeschichten sammeln. Probleme um Aufbau und Auswertung einer Dokumentation zur popularen Autobiographik, in: Heidrich, Hermann (Hg.): Biographieforschung. Gesammelte Aufsätze der Tagung des Fränkischen Freilandmuseums am 12. und 13. Oktober 1990, Bad Windsheim, 17–35.
Mitterauer, Michael und Müller, Günter (2013): Aus Lebensgeschichten lernen: Zur interaktiven Sammelpraxis der „Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen“, in: Szemethy, Hubert; Klemun, Marianne; Fuchs, Martina; Blakomer, Fritz und Beitl, Matthias (Hg.): Gelehrte Objekte? Wege zum Wissen. Aus den Sammlungen der Universität Wien, Wien, 222–241.
Müller, Günter (2006): „Vielleicht interessiert sich mal jemand …“ Lebensgeschichtliches Schreiben als Medium familiärer und gesellschaftlicher Überlieferung, in: Eigner, Peter; Hämmerle, Christa und Müller, Günter (Hg.): Briefe – Tagebücher – Autobiographien. Studien und Quellen für den Unterricht, Innsbruck/Wien/Bozen, 76–94.
Müller, Günter (2013): Einführung und editorische Anmerkungen, in: Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen (Hg.): Kinder – Küche – Karriere. Acht Frauen erzählen, Wien/Köln/Weimar, 7–16. https://doi.org/10.7767/9783205789918-001
Piskova, Marijana (2009): Memory prescriptions: Archival Politics in the Second Half of the 20th Century, in: Popova, Kristina; Piskova, Marijana; Lanzinger, Margareth; Langreiter, Nikola und Vodenicharov, Petar (Hg.): Women and Minorities: Ways of Archiving, Blagoevgrad/Wien, 234–246.
Richter, Jessica (2019): Freizeit, Freude und Fleiß. Genussmomente ländlicher Arbeiterinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in: Adamski, Theresa; Blake, Doreen; Duma, Veronika; Helfert, Veronika; Neuwirth, Michaela; Rütten, Tim und Schütz, Waltraud (Hg.): Geschlechtergeschichten vom Genuss. Zum 60. Geburtstag von Gabriella Hauch, Wien, 324–335.
Richter, Jessica (2022): Die Produktion besonderer Arbeitskräfte. Auseinandersetzungen um den häuslichen Dienst in Österreich (ca. 1900 bis 1938) [Arbeitstitel], Berlin [in Vorbereitung].
Saurer, Edith (2009): „For Women, the Act of Writing – Whether Letters or Diaries – Expresses their Identity, their Life’s Ambition, the Will to Survive“, in: Popova, Kristina et al. (Hg.): Women and Minorities: Ways of Archiving, Blagoevgrad/Wien, 16–19.
Stanley, Liz (1995): The Auto/biographical I. The Theory and Practice of Feminist Auto/biography, Manchester.
Wedel, Gudrun (2010): Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon, Köln/Weimar/Wien.
Downloads
Veröffentlicht
Zitationsvorschlag
Ausgabe
Rubrik
Lizenz
Copyright (c) 2022 Li Gerhalter
Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.
Alle Inhalte dieser Zeitschrift – exkl. einzelner Logos und Abbildungen – sind lizenziert unter CC BY 4.0.