Manufacturing dissent. Die Rolle von Dissensen an Hochschulen

Von demokratischer Theorie und akademischer Praxis

Autor/innen

  • Miriam Renkert Universität Wien

DOI:

https://doi.org/10.48646/ur.20250306

Abstract

Wie demokratische Gesellschaften können auch Hochschulen als Strukturen betrachtet werden, die sich aus heterogenen Gruppierungen zusammensetzen. Aus Heterogenität im Sinne von Uneinheitlichkeit resultieren verschiedene Meinungen und Werte, wobei Meinungsverschiedenheiten auch als Dissense bezeichnet werden. Diese machen Aushandlungsprozesse notwendig, die in der Theorie eines der zentralen Wesensmerkmale von Demokratien als beteiligungsorientierte Formen des Zusammenlebens darstellen. Aktuell ist zu beobachten, dass Dissensen und anschließenden Aushandlungsprozessen in demokratischen Gesellschaften zunehmend ausgewichen wird, sei es durch einzelne Gesellschaftsmitglieder oder durch Personen bzw. Institutionen des öffentlichen Lebens. Der Beitrag stellt ein Plädoyer für Dissense dar, sowohl im gesellschaftlichen als auch im akademischen Raum. Grundlegend für die Notwendigkeit dieses Plädoyers sind zwei Arbeitsthesen: Erstens wird in Bezug auf die agonistische Demokratietheorie der belgischen Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe angenommen, dass ständige Dissense im Sinne konstruktiver Diskussionen zur Gestaltung einer lebendigen (politischen wie akademischen) Gemeinschaft beitragen. Die zweite Arbeitsthese lautet, dass Dissense im akademischen Raum bei der Gestaltung des Lehrbetriebs sowie im Kontext wissenschaftlicher Publikationen aktuell vermieden werden. Nach begrifflichen Einordnungen werden Dissense zunächst aus demokratietheoretischer Perspektive dargestellt, worauf eine kritische Bestandsaufnahme aktueller akademischer Praktiken folgt. Hervorzuheben ist die Übertragung der radikalen Demokratietheorie Mouffes auf den bildungswissenschaftlichen Kontext, welche den Beitrag an die Schnittstelle von Politik- und Bildungswissenschaft rückt.

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Veröffentlicht

2025-04-10