Schweigen spricht

Zur Erzählstimme in Hans Leberts 'Die Wolfshaut'

Autor/innen

  • Julian Schmidt Unviersität Wien
  • Ulrike Steurer Universität Wien
  • Clemens Rom Universität Wien
  • Denise Schiffler Universität Wien
  • Johanna Schiretz Universität Wien

DOI:

https://doi.org/10.25365/wdr-03-04-02

Schlagworte:

Hans Lebert, Erzählinstanz, Unzuverlässiges Erzählen, Selbstreferentialität, Kollektives Gedächtnis, Nachkriegsliteratur, Nationalsozialismus

Abstract

Hans Leberts 1960 erschienener Roman Die Wolfshaut zählt mit seiner Thematisierung der nationalsozialistischen Verbrechen (und ihres Verschweigens) zu den zentralen Werken der österreichischen Nachkriegsliteratur. Der Beitrag nähert sich der narrativen Instanz im Roman aus fünf Perspektiven. Erstens werden die Strategien analysiert, mit deren Hilfe der Erzähler sein Wissen über die Ereignisse in der Diegese generiert, sowie selbstreferentielle und selbstreflexive Elemente fokussiert, die seinen auktorialen Gestus relativieren. Zweitens gerät der narratoriale Zugriff auf die Natur des fiktiven Handlungsortes in den Blick, die über weite Strecken eine zentrale Trägerin der Handlung ist. Drittens wird die Zeitstruktur des Romans diskutiert, in der sich eine berichtartige Linearität und eine mythische Zirkularität überlagern. Viertens wird das vom Erzähler beschworene Kollektiv der Dorfgemeinschaft nach Strategien des kollektiven Erinnerns und Verdrängens befragt, ehe fünftens gezeigt wird, wie das Kollektiv zu einem 'Volkskörper' verschmilzt, der sich nach und nach auflöst.

Silence talks: On the narrative voice in Hans Lebert's 'Die Wolfshaut' ('The Wolfskin'): Hans Lebert's novel Die Wolfshaut, published in 1960, with its focus on National Socialist crimes (and the silence kept about them) is one of the key works of Austrian postwar literature. The contribution approaches the narrative voice in the novel from five perspectives. First to be analysed are the strategies the narrator uses to generate his knowledge about the events in the diegesis, as well as self-referential and self-reflexive elements that qualify his auctorial demeanor. Second, narratorial access to the nature of the fictitious setting is considered, which over long passages is the key support of the storyline. Third, the temporal structure of the novel is discussed in which a report-like linearity and a mythical circularity overlap. Fourth, the collective of the village community invoked by the narrator is investigated for strategies of collective remembrance and repression, before finally showing how the collective blends into a Volkskörper, a national body, that slowly disintegrates.

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Veröffentlicht

2022-04-08