“Sobald ich schreibe, nimmt mich niemand mehr ernst”
Legasthenie und wissenschaftliches Arbeiten an der Universität Wien
DOI:
https://doi.org/10.48646/zisch.230905Schlagworte:
Legasthenie, Dyslexie, Neurodivergenz, Schreibwissenschaft, wissenschaftliches ArbeitenAbstract
Der Artikel beschäftigt sich aus einer schreibwissenschaftlichen Perspektive mit den Wahrnehmungen, Problemfeldern und Bedürfnissen legasthenischer Studierender an der Universität Wien. Neurodivergente Personen, und damit auch legasthenische Studierende, werden im Universitätsalltag strukturell marginalisiert, prekarisiert und vergessen. Es herrscht ein Mangel an Forschung zu den Problemfeldern und Bedürfnissen der Studierenden und damit auch ein Mangel an Sensibilität für die Lebenswelten von legasthenischen Studierenden und neurodivergenten Studierenden generell. Dabei entstehen an verschiedenen Stellen im universitären Alltag ein konstanter Mehraufwand, Unsicherheit und (sozialer) Druck für die Studierenden. Das Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, bestehende Strukturen zu kritisieren und unterschiedliche Handlungsfelder aufzuzeigen. Um einen partizipativen Ansatz zu gewähren, haben wir mit dem sozial-konstruktivistischen, partizipativen und feministischen methodologischen Konzept der Erinnerungsarbeit nach Haug gearbeitet und dabei unsere eigene Position, als nicht legasthenische Personen kritisch reflektiert. In Zusammenarbeit mit drei legasthenischen Studierenden konnten wir, ausgehend von deren Erfahrungen und Bedürfnissen, schließlich vier unterschiedliche Handlungsfelder herausarbeiten, an welchen strukturelle Veränderungen angesetzt werden können. Die aktive Beteiligung und Mitbestimmung von legasthenischen Studierenden ist und bleibt dabei essentiell, um den Realitäten der Studierenden gerecht zu werden. Wichtig ist, dass die Verantwortung für Veränderung nicht auf legasthenische Studierende abgeschoben werden kann, sondern aktiv von den universitären Strukturen selbst getragen wird.
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