Call 3/2024: Antisemitismus

2024-07-24

MEDIENIMPULSE Call 03/2024

Antisemitismus

Alessandro Barberi
Barbara Serloth
Vojin Saša Vukadinović

Fest steht: der Antisemitismus,
enthalten im Anti-lsraelismus oder Anti-Zionismus
wie das Gewitter in der Wolke,
ist wiederum ehrbar.“
Jean Améry (1969): Der ehrbare Antisemitismus

Der Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.“
Theodor Wiesengrund Adorno (1951): Minima Moralia

Mit Blick auf das Wiedererstarken des Antisemitismus unterscheidet die Redaktion der MEDIENIMPULSE im Einklang mit der aktuellen Forschung u. a. zwischen dem Vernichtungs- und Erlösungsantisemitismus (vgl. Friedländer 2008; Elbe 2023), dem Feuilleton-Antisemitismus (vgl. Pink 2024) oder dem Antisemitismus des politischen Islam (vgl. Mansour 2022). Angesichts der Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert (vgl. Schwarz-Friesel/Reinharz 2017) sprechen wir dabei u. a. von linkem, rechtem, religiösem, migrantischem, proletarischem oder globalem Antisemitismus.

Dabei bleibt zu betonen, dass der Antisemitismus auch in Österreich zugenommen hat (vgl. Serloth 2019; Grigat 2022), am Rande der Gesellschaft ebenso wie in ihrer Mitte, wo er sich u. a. in den Social Media vervielfacht. Diese Problemlage ist in Österreich nicht nur der kommunikativen Latenz der postnazistischen Verharmlosungspolitik geschuldet. Verantwortlich ist auch der Antizionismus der westlichen Linken, der sich seit dem Zivilisationsbruch vom Siebten Oktober 2023 (vgl. Vukadinović 2024) auch im Kultur- und Wissenschaftsbetrieb aktualisiert und verdichtet (vgl. Schwarz-Friesel 2015).

Auch hinsichtlich der globalen Medienebene treffen wir auf die historische Schnittmenge von Antijudaismus, Antisemitismus und Antizionismus. Schon Jean Améry nannte letzteren den ehrbaren Antisemitismus (vgl. Améry 1969). Er wählte damit eine zynische Beschreibung für die linke pro-palästinensische Bewegung, die den rechten Antisemitismus scheinbar bekämpft und dennoch wiederholt, wie auch die aktuellen antisemitischen Demonstrationen in den Metropolen des Westens dokumentieren. Dies hat auch mit den Propagandastrategien der Mullahs im Iran, der Hisbollah im Libanon und der Hamas im Gaza-Streifen zu tun, die ihren eliminatorischen Antisemitismus gezielt einsetzen, medial inszenieren und – u. a. im Rahmen des terroristischen Aufbaus digitaler Schläfer – massiv verbreiten. So überschneiden sich in den Medien antisemitische und antizionistische Inhalte in Form von antijüdischen Vorurteilen und Verschwörungsmythen, die gerade seit dem Siebten Oktober 2023 mehr als virulent werden.

Diese durch die Medien intensivierten Verschwörungstheorien stammen zum Teil aus dem Fundus des Antijudaismus. So ist das Narrativ von den Juden als Kindermörder ein jahrhundertealter Mord- und Schuldmythos, der ebenso wie die „jüdische Weltverschwörung“ im globalen kollektiven Gedächtnis verankert ist. Insofern muss auch die BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions), die unter dem Deckmantel von Frieden und Toleranz auf die Eliminierung Israels abzielt, nachdrücklich als antisemitisch begriffen werden (vgl. Feuerherdt/Markl 2020). In diesem Kontext steht auch deutlich vor Augen, dass alle Formen des Antisemitismus totalitäre, buchstäblich demokratiezerstörende Züge tragen und mithin die Gefahr besteht, dass die wehrhafte Demokratie in allen Wortbedeutungen zu einer wehrlosen Demokratie wird (vgl. Salzborn 2024).

Angesichts der Medialisierung der Welt – etwa durch globale Digitalkonzerne oder die Social-Media- und Influencer-Kultur (Nymoen/Schmitt 2021) – kommt hinzu, dass globale Vorurteile, antisemitische „Gerüchte“ (Adorno 1951) und antizionistische „Leidenschaften“ (Sartre 1994) viel leichter und direkter transportierbar und jederzeit im Netz abrufbar sind. So konnte die Delegitimierung und Dämonisierung des JUDEN gerade unter den aktuellen Bedingungen des Digitalen Kapitalismus (Staab 2019) verbreitet und in letzter eliminatorischer Konsequenz auf den Staat Israel übertragen werden (vgl. Barberi 2020). Eine parlamentarische Republik, auf die in systematischer Weise Doppelstandards angewendet werden, wenn etwa ihr Existenzrecht massiv relativiert und damit radikal in Frage gestellt wird.

Seit Edward Saids einflussreicher Abhandlung Orientalism (Said 1978) haben in diesem Sinne auch „intersektionale“, „multidirektionale“ und „postkoloniale“ Interpretationsmodelle im Zeichen von Relativismus, Postmoderne und Poststrukturalismus an den Universitäten Fuß gefasst, die abermals zu einer Infragestellung der Singularität der Shoah beitragen (vgl. als abschreckendes Beispiel: Moses 2021). Es kann daher nicht überraschen, dass pro-palästinensische Ideologien sich ausgerechnet jener postkolonialen Theorieansätze bedienen, deren Topoi innerhalb des Spektrums von antizionistischen Ressentiments bis hin zum radikalen Vernichtungsantisemitismus reichen (vgl. Gerber 2021). Interessant ist des Weiteren, in welchem Maße diese Ideologien artikuliert werden können, ohne auf grundsätzlichen Widerspruch zu stoßen. Dies hat eindeutig mit dem mehr als bedenklichen psychologischen Widerstand des Antisemitismus gegen Fakten und logische, rationale Argumente zu tun. Deshalb muss gerade aus Sicht der Medienpädagogik die Auseinandersetzung mit antisemitischen Verschwörungsmythen und Verzerrungen im Rahmen der demokratischen Öffentlichkeit sowohl wissenschaftlich als auch politisch geführt werden. Dies auch im Sinne eines gemeinsamen, basalen und für unsere Demokratien notwendigen Faktenchecks. Deswegen hat sich die Redaktion der MEDIENIMPULSE entschlossen, in Erinnerung an die Shoah und angesichts ihrer Fortsetzung mit dem Pogrom vom Siebten Oktober dem Schwerpunkt „Antisemitismus“ eine eigene Ausgabe zu widmen. Dabei schlagen die Herausgeberin und die Herausgeber unseren Beitragenden in diesem mehr als sensiblen Zusammenhang folgende Fragen vor:

  • Worin gleichen sich die vielfältigen Formen des Antisemitismus und wie lassen sich dabei in diesem Spektrum auch Unterschiede hinsichtlich der Argumentationsweise und der jeweiligen Gewaltbereitschaft ausmachen?
  • Was sind die unhintergehbaren Bestände und Ergebnisse der Antisemitismusforschung und wie lassen sie sich im medienpädagogischen Blick auf die konkrete Unterrichtspraxis didaktisch aufbereiten und umsetzen?
  • Wie kann Kritik an Antisemitismus und Antizionismus in der Wissenschaft medienpädagogisch bearbeitet und auch im Blick auf die Singularität der Shoah und die Einzigartigkeit des Siebten Oktober unterrichtet werden? Wie können didaktische Modelle aussehen, die sich dem Antisemitismus rational entgegenstellen und – in möglichst allen Lehr-, Lern- und Bildungsprozessen – zu erfolgreicher Prävention führen?
  • Welche medientheoretischen und medienpädagogischen Konzepte sind zu entwickeln, um bestimmte Personengruppen (etwa Jugendliche) gegen modernisierte Formen der antisemitischen Kommunikation kritikfähig zu machen?
  • Können oder sollten beispielsweise Postings oder Messages in den Social Media (z. B. Instagram, Facebook, TikTok oder X) automatisch und systematisch miteinander verglichen werden, um antisemitische Kommunikationsblasen aufzubrechen und den demokratischen Diskurs zu forcieren? Welche methodischen Probleme stellen sich also der (sozialen und medialen) Empirie im Bereich der Antisemitismusforschung? Und wie ließe sich dieses aufgeklärte Anliegen (medien-)pädagogisch zusammenfassen, um die Schulklassen zu erreichen?
  • Welche Relevanz haben wissenschaftliche Fakten und Wahrheiten gegenüber „freien Meinungen“ in den Medien und wie lassen sie sich jeweils gewichten? Auf welchen medialen „Kanälen“ findet der Austausch von Informationen – seien es Fakten oder Mythen – statt und wie relevant sind sie für die Handlungsebene der verschiedenen Akteurinnen und Akteure?
  • Ist der wiedererstarkte Antisemitismus auch eine Reaktion auf die vielfältigen Krisen des Digitalen Kapitalismus und damit Symptom für eine aus dem Gleichgewicht geratene (digitale) Welt? Wie können wir mithin die manifesten Formen des Antisemitismus auf die Polarisierungen unserer Wissens- und Informationsgesellschaft beziehen und welche Rolle spielen dabei Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)? Und wie können wir auch seitens des Staates die kriminelle Energie des Antisemitismus bekämpfen, um unsere Demokratien auf allen Ebenen zu schützen?

Die Herausgeberin und Herausgeber dieser Schwerpunktausgabe sind

Alessandro Barberi
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg / Universität Wien
(alessandro.barberi@ovgu.magdeburg)
(alessandro.barberi@univie.ac.at)
(alessandro.barberi@medienimpulse.at)
Nähere Informationen online unter: https://medienbildung.univie.ac.at/.

Barbara Serloth
(barbaraserloth@me.com)

Vojin Saša Vukadinović
Universität Paderborn
(vsvukadinovic@gmail.com)

Literatur

Adorno, Theodor Wiesengrund (1951): Minima Moralia: Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Améry, Jean (1969): Der ehrbare Antisemitismus. Die Barrikade vereint mit dem Spießer-Stammtisch gegen den Staat der Juden, online unter: https://www.zeit.de/1969/30/der-ehrbare-antisemitismus (letzter Zugriff: 01.06.2024).

Barberi, Alessandro (Hg.) (2022): Israel und Antisemitismus, Schwerpunktausgabe ZUKUNFT 02_03/2022, Editorial und einige Beiträge online unter: https://diezukunft.at/editorial-zukunft-02_03-2022-israel-und-antisemitismus/ (letzter Zugriff: 01.06.2024).

Elbe, Ingo (2023): „‚… it’s not systemic‘. Antisemitismus im postmodernen Antirassismus“, Rote Ruhr Uni, online unter: https://www.rote-ruhr-uni.com/cms/texte-und-vortrage/article/it-s-not-systemic-658 (letzter Zugriff: 01.06.2024).

Feuerherdt, Alex/Markl, Florian (2020): Die Israel-Boykottbewegung. Alter Hass in neuem Gewand, Berlin: Hentrich & Hentrich.

Friedländer, Saul (2008): Das Dritte Reich und die Juden, München: C. H. Beck.

Gerber, Jan (Hg.) (2021): Die Untiefen des Postkolonialismus, Berlin: Hallische Jahrbücher.

Grigat, Stephan (2022): Israel als Streitfall – Antisemitismus und die radikale Linke in Österreich, in: diezukunft.at, 02.02.2022, https://diezukunft.at/israel-als-streitfall-antisemitismus-und-die-radikale-linke-in-oesterreich-von-stephan-grigat%EF%BF%BC/ (letzter Zugriff: 01.06.2024).

Mansour, Ahmad (2022): Operation Allah. Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will, Frankfurt am Main: Fischer.

Moses, A. Dirk (2021): Der Katechismus der Deutschen, in: Geschichte der Gegenwart, 23.05.2021, online unter: https://geschichtedergegenwart.ch/der-katechismus-der-deutschen/ (letzter Abruf: 01.06.2024).

Nymoen, Ole/Schmitt, Wolfgang M. (2021): Influencer. Die Ideologie der Werbekörper, Berlin: Suhrkamp.

Pink, Oliver (2024): Der „Feuilleton-Antisemitismus“ und die Dämonisierung Israels (Bericht über eine Rede von Monika Schwarz-Friesel im Österreichischen Parlament), online unter: https://tinyurl.com/yeaufew4 (letzter Zugriff: 01.06.2024).

Said, Edward (1978): Orientalism, New York: Pantheon.

Salzborn, Samuel (2014): Wehrlose Demokratie? Antisemitismus und die Bedrohung der politischen Ordnung, Berlin/Leipzig: Hentrich & Hentrich.

Sartre, Jean-Paul (1994): Überlegungen zur Judenfrage, Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt.

Schwarz-Friesel, Monika (2015): Gebildeter Antisemitismus. Eine Herausforderung für Politik und Zivilgesellschaft, Baden-Baden: Nomos.

Schwarz-Friesel, Monika/Reinharz, Jehuda (2017): Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert, Berlin: De Gruyter.

Serloth, Barbara (2019): Nach der Shoah. Politik und Antisemitismus in Österreich nach 1945, Wien/Berlin: Mandelbaum.

Staab, Philipp (2019): Digitaler Kapitalismus. Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit, Berlin: Suhrkamp.

Vukadinović, Vojin Saša (2024): Siebter Oktober 2023: Antizionismus und Identitätspolitik, Berlin: Querverlag.

Einreichung der Artikel

Bitte reichen Sie Ihre Beiträge auf unserer Homepage über das Redaktionssystem unter folgendem Link ein:

https://journals.univie.ac.at/index.php/mp/about/submissions

Umfang der Beiträge im Bereich Schwerpunkt: 20.000–45.000 Zeichen. Falls Ihr Beitrag ein Peer-Review-Verfahren durchlaufen soll, reichen Sie ihn bitte bis zum 15. August 2024 ein. Beiträge ohne Peer-Review-Verfahren können bis zum 25. August 2024 eingereicht werden.

Neben der thematischen Schwerpunktsetzung können Beiträge für alle Ressorts der MEDIENIMPULSE eingereicht werden. Beiträge, die ein Peer Review-Verfahren durchlaufen haben, werden durch einen eigenen Vermerk kenntlich gemacht.

Wir freuen uns auf Ihre Einreichungen und stehen selbstverständlich gerne für eventuelle Rückfragen zur Verfügung!

  • Redaktionsschluss: 15. August 2024
  • Erscheinungsdatum: 21. September 2024

English Version

MEDIENIMPULSE Call 03/2024

Anti-Semitism

Alessandro Barberi
Barbara Serloth
Vojin Saša Vukadinović

“One thing is certain: anti-Semitism,
contained in anti-Israelism or anti-Zionism
like the thunderstorm in the cloud,
is again honorable.”
Jean Améry (1969): The Honorable Anti-Semitism

“Anti-Semitism is the rumor about the Jews.”
Theodor Wiesengrund Adorno (1951): Minima Moralia

With a view to the resurgence of anti-Semitism, the MEDIENIMPULSE editorial team, in line with current research, distinguishes between annihilation and redemption anti-Semitism (cf. Friedländer 2008; Elbe 2023), feature-page anti-Semitism (cf. Pink 2024) or the anti-Semitism of political Islam (cf. Mansour 2022). In view of the language of anti-Semitism in the 21st century (cf. Schwarz-Friesel/Reinharz 2017), we speak of left-wing, right-wing, religious, migrant, proletarian or global anti-Semitism, among others. It should be emphasized that anti-Semitism has also increased in Austria (cf. Serloth 2019; Grigat 2022), on the fringes of society as well as in its center, where it multiplies in social media, among other places. This problem in Austria is not only due to the communicative latency of the post-Nazi trivialization policy. The anti-Zionism of the Western left is also responsible, which has been updated and intensified in the cultural and scientific community since the civilisational breakdown of October 7, 2023 (cf. Vukadinović 2024) (cf. Schwarz-Friesel 2015). We also encounter the historical intersection of anti-Judaism, anti-Semitism and anti-Zionism at the global media level. Jean Améry already called the latter honourable anti-Semitism (cf. Améry 1969). He thus chose a cynical description for the left-wing pro-Palestinian movement, which apparently fights right-wing anti-Semitism and yet repeats it, as the current anti-Semitic demonstrations in the metropolises of the West. This also has to do with the propaganda strategies of the mullahs in Iran, Hezbollah in Lebanon and Hamas in the Gaza Strip, who use their eliminatory anti-Semitism in a targeted manner, stage it in the media and spread it massively – among other things as part of the terrorist construction of digital sleeper networks. In the media, anti-Semitic and anti-Zionist content overlap in the form of anti-Jewish prejudices and conspiracy myths, which have become more than virulent since October 7, 2023.

These conspiracy theories, which have been intensified by the media, come in part from the fund of anti-Judaism. The narrative of Jews as child murderers is a centuries-old myth of murder and guilt that, like the “Jewish world conspiracy”, is anchored in the global collective memory. In this respect, the BDS movement (Boycott, Divestment, Sanctions), which aims to eliminate Israel under the guise of peace and tolerance, must also be emphatically understood as anti-Semitic (cf. Feuerherdt/Markl 2020). In this context, it is also clear that all forms of anti-Semitism have totalitarian, literally democracy-destroying traits and that there is therefore a danger that the defensive democracy will become a defenseless democracy in all senses of the word (cf. Salzborn 2024). In view of the mediatization of the world – for example through global digital corporations or social media and influencer culture (Nymoen/Schmitt 2021) – there is also the fact that global prejudices, anti-Semitic “rumors” (Adorno 1951) and anti-Zionist “passions” (Sartre 1994) can be transported much more easily and directly and can be accessed online at any time. Thus, the delegitimization and demonization of the JEW could be spread precisely under the current conditions of digital capitalism (Staab 2019) and, in the final eliminatory consequence, transferred to the State of Israel (cf. Barberi 2020). A parliamentary republic to which double standards are systematically applied when, for example, its right to exist is massively relativized and thus radically questioned. Since Edward Said’s influential treatise Orientalism (Said 1978), “intersectional”, “multidirectional” and “postcolonial” models of interpretation in the spirit of relativism, postmodernism and poststructuralism have also gained a foothold in universities, which once again contribute to a questioning of the singularity of the Shoah (see Moses 2021 as a cautionary example). It is therefore not surprising that pro-Palestinian ideologies make use of precisely those postcolonial theoretical approaches whose topoi range within the spectrum from anti-Zionist resentment to radical annihilation anti-Semitism (see Gerber 2021). It is also interesting to what extent these ideologies can be articulated without encountering fundamental contradiction. This clearly has to do with the more than worrying psychological resistance of anti-Semitism to facts and logical, rational arguments. Therefore, especially from the perspective of media education, the debate about anti-Semitic conspiracy myths and distortions in the democratic public sphere must be conducted both scientifically and politically. This also in the sense of a common, basic fact check that is necessary for our democracies. This is why the MEDIENIMPULSE editorial team has decided to dedicate a separate issue to the focus of “anti-Semitism” in memory of the Shoah and in view of its continuation with the pogrom of October 7th. In this context, the editors suggest the following questions to our contributors:

  • How do the various forms of anti-Semitism have in common and how can differences be identified in this spectrum in terms of the way of arguing and the respective willingness to use violence?
  • What are the indispensable findings and results of anti-Semitism research and how can they be didactically prepared and implemented in a media-educational perspective on concrete teaching practice?
  • How can criticism of anti-Semitism and anti-Zionism in science be dealt with in a media-educational manner and also taught with a view to the singularity of the Shoah and the uniqueness of October 7th? What can didactic models look like that rationally oppose anti-Semitism and lead to successful prevention – in as many teaching, learning and educational processes as possible?
  • What media theory and media education concepts need to be developed in order to enable certain groups of people (such as young people) to criticize modernized forms of anti-Semitic communication?
  • Can or should, for example, postings or messages in social media (e.g. Instagram, Facebook, TikTok or X) be automatically and systematically compared with each other in order to break open anti-Semitic communication bubbles and promote democratic discourse? So what methodological problems does (social and media) empiricism face in the field of anti-Semitism research? And how could this enlightened concern be summarized in (media) educational terms in order to reach school classes?
  • What relevance do scientific facts and truths have compared to “free opinions” in the media and how can they be weighted in each case? On which media “channels” does the exchange of information – be it facts or myths – take place and how relevant are they for the action level of the various actors?
  • Is the resurgent anti-Semitism also a reaction to the various crises of digital capitalism and thus a symptom of a (digital) world that has become unbalanced?How can we relate the manifest forms of anti-Semitism to the polarization of our knowledge and information society, and what role do information and communication technologies (ICT) play in this? And how can we, as a state, combat the criminal energy of anti-Semitism in order to protect our democracies at all levels?

The editors of this special issue are

Alessandro Barberi

Otto von Guericke University Magdeburg / University of Vienna (alessandro.barberi@ovgu.magdeburg)
(alessandro.barberi@univie.ac.at)
(alessandro.barberi@medienimpulse.at)

Further information online at: https://medienbildung.univie.ac.at/.

Barbara Serloth
(barbaraserloth@me.com)

Vojin Saša Vukadinović
University of Paderborn
(vsvukadinovic@gmail.com)

Bibliography

Adorno, Theodor Wiesengrund (1951): Minima Moralia: Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Améry, Jean (1969): Der ehrbare Antisemitismus. Die Barrikade vereint mit dem Spießer-Stammtisch gegen den Staat der Juden, online unter: https://www.zeit.de/1969/30/der-ehrbare-antisemitismus (letzter Zugriff: 01.06.2024).

Barberi, Alessandro (Hg.) (2022): Israel und Antisemitismus, Schwerpunktausgabe ZUKUNFT 02_03/2022, Editorial und einige Beiträge online unter: https://diezukunft.at/editorial-zukunft-02_03-2022-israel-und-antisemitismus/ (letzter Zugriff: 01.06.2024).

Elbe, Ingo (2023): „‚… it’s not systemic‘. Antisemitismus im postmodernen Antirassismus“, Rote Ruhr Uni, online unter: https://www.rote-ruhr-uni.com/cms/texte-und-vortrage/article/it-s-not-systemic-658 (letzter Zugriff: 01.06.2024).

Feuerherdt, Alex/Markl, Florian (2020): Die Israel-Boykottbewegung. Alter Hass in neuem Gewand, Berlin: Hentrich & Hentrich.

Friedländer, Saul (2008): Das Dritte Reich und die Juden, München: C. H. Beck.

Gerber, Jan (Hg.) (2021): Die Untiefen des Postkolonialismus, Berlin: Hallische Jahrbücher.

Grigat, Stephan (2022): Israel als Streitfall – Antisemitismus und die radikale Linke in Österreich, in: diezukunft.at, 02.02.2022, https://diezukunft.at/israel-als-streitfall-antisemitismus-und-die-radikale-linke-in-oesterreich-von-stephan-grigat%EF%BF%BC/ (letzter Zugriff: 01.06.2024).

Mansour, Ahmad (2022): Operation Allah. Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will, Frankfurt am Main: Fischer.

Moses, A. Dirk (2021): Der Katechismus der Deutschen, in: Geschichte der Gegenwart, 23.05.2021, online unter: https://geschichtedergegenwart.ch/der-katechismus-der-deutschen/ (letzter Abruf: 01.06.2024).

Nymoen, Ole/Schmitt, Wolfgang M. (2021): Influencer. Die Ideologie der Werbekörper, Berlin: Suhrkamp.

Pink, Oliver (2024): Der „Feuilleton-Antisemitismus“ und die Dämonisierung Israels (Bericht über eine Rede von Monika Schwarz-Friesel im Österreichischen Parlament), online unter: https://tinyurl.com/yeaufew4 (letzter Zugriff: 01.06.2024).

Said, Edward (1978): Orientalism, New York: Pantheon.

Salzborn, Samuel (2014): Wehrlose Demokratie? Antisemitismus und die Bedrohung der politischen Ordnung, Berlin/Leipzig: Hentrich & Hentrich.

Sartre, Jean-Paul (1994): Überlegungen zur Judenfrage, Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt.

Schwarz-Friesel, Monika (2015): Gebildeter Antisemitismus. Eine Herausforderung für Politik und Zivilgesellschaft, Baden-Baden: Nomos.

Schwarz-Friesel, Monika/Reinharz, Jehuda (2017): Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert, Berlin: De Gruyter.

Serloth, Barbara (2019): Nach der Shoah. Politik und Antisemitismus in Österreich nach 1945, Wien/Berlin: Mandelbaum.

Staab, Philipp (2019): Digitaler Kapitalismus. Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit, Berlin: Suhrkamp.

Vukadinović, Vojin Saša (2024): Siebter Oktober 2023: Antizionismus und Identitätspolitik, Berlin: Querverlag.

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Editorial deadline: August 15, 2024
Publication date: September 21, 2024