Verrückte „Geschichte[n]“ in 280 Zeichen?

Autor/innen

  • Robert Scholz Institut für Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Schlagworte:

Geschichte(n) auf Twitter, Historische Diskurse in Sozialen Medien, digitale Quellen, Ukrainepolitik in Tweets, Bundeskanzler in Kiew

Abstract

Die Aufmerksamkeitswellen, die auf Twitter auf- und nach kurzer Zeit wieder abschwellen, machen vor historischen Themen nicht Halt, ganz im Gegenteil. Die Tagesaktualität des Kurznachrichtendienstes lässt immer wieder den Blick auf die Vergangenheit zu, sofern sich deren Bezug zur Gegenwart dafür anbietet. Dass dieser meist implizit bleibt, liegt in der Prägnanz der Tweets begründet: Maximal 280 Zeichen machen komplexere Einordnungen, Vergleiche oder Deutungen schlichtweg unmöglich. Stattdessen müssen sich NutzerInnen, die auf die historischen Dimensionen gegenwärtiger Ereignisse aufmerksam machen und damit gleichzeitig ein großes Publikum erreichen wollen, auf versierte Impulse beschränken. Ihren RezipienInnen obliegt deren Aneignung und damit auch die Kontrolle über das Netz, welches sie um gut platzierte Tweets herum mithilfe unterschiedlicher Tweet-Typen spinnen. Auf Twitter handeln tausende NutzerInnen ihre jeweiligen Vorstellungen von Vergangenheit öffentlich einsehbar miteinander aus. Ungleich mehr werden in der Folge mit diesen Kommunikationen konfrontiert und machen sie sich ebenso eigenmächtig zu eigen. Ein Kurznachrichtendienst, dessen Gegenwartsbezug nicht größer sein könnte, zeitigt so tagtäglich unzählige Gespräche über das Gestern. 

Autor/innen-Biografie

Robert Scholz, Institut für Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

1993 in der Region Hannover geboren, kam für das Studium von Geschichte und Psychologie nach Halle (Saale). Neben dem Studium arbeitete er in der Gedenkstätte für Opfer der NS-„Euthanasie“ Bernburg. Bereits seine Masterarbeit widmete er dem geschichtswissenschaftlichen Potential der Social Media-Plattform YouTube. Mit seinem Promotionsprojekt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg möchte er die Besonderheiten von Geschichtsvermittlung und -aneignung des Kurznachrichtendienstes Twitter hinterfragen.

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Veröffentlicht

2022-09-30

Zitationsvorschlag

Scholz, R. . (2022). Verrückte „Geschichte[n]“ in 280 Zeichen?. Medien & Zeit. Kommunikation in Vergangenheit Und Gegenwart, 37(3), 7–23. Abgerufen von https://journals.univie.ac.at/index.php/mz/article/view/8142

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