Chronik eines vorhergesagten Todes. Einige Gedanken über Bauern und die Agrarfrage

Autor/innen

  • Michael J. Watts Institute of International Studies, University of California, Berkeley

DOI:

https://doi.org/10.25365/oezg-2002-13-4-3

Abstract

Auch in der intellektuellen Diskussion über Bauern hat eine Verschiebung des Interesses von der politischen Ökonomie zur poststrukturalen Frage der Identität stattgefunden. Dies spiegelt die Entstehung neuer Formen der Politik und die wirtschaftliche (und diskursive) Globalisierung bäuerlicher Gemeinwesen wider. Anstatt aber die klassischen Fragen, die Karl Kautsky vor mehr als hundert Jahren aufgeworfen hat, gänzlich aufzugeben oder zu der noch älteren Erzählung vom 'Tod des Bauern' zurückzukehren, erscheint es dem Autor wichtig darauf hinzuweisen, dass zwei unterschiedliche Prozesse im Gange sind: Zum einen erzeugt und zerstört das kapitalistische System kontinuierlich Räume, in denen Bauern als 'einfache Warenproduzenten' existieren und verelenden können. Zum anderen sollten die neuen Formen politischer Praxis und die neuartigen Produktionsverhältnisse unter den Bedingungen der Globalisierung nicht als Anzeichen für die endgültige Eliminierung der Bauern als 'einfache Warenproduzenten' interpretiert werden. Bauern sind aufgrund ihrer materiellen Existenzbedingungen nicht zu einer einzigen Form von politischer Praxis verdammt. Es scheint dem Autor nicht angemessen, Bauern in poststrukturalistischer Manier als subalterne, hybride oder grundlegend andere kulturelle Identitäten neu zu erfinden. Der Diskurs über sie sollte sich nicht von der Sprache des Anachronismus und der Auslöschung anstecken lassen.

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Veröffentlicht

2002-12-01

Zitationsvorschlag

Watts, M. J. (2002). Chronik eines vorhergesagten Todes. Einige Gedanken über Bauern und die Agrarfrage. Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 13(4), 22–50. https://doi.org/10.25365/oezg-2002-13-4-3

Ausgabe

Rubrik

research paper