Geschlecht, Arbeit und Ungleichheit in der OeZG
Jessica Richter & Tim Rütten
Wo eine*r hinschaut, Geschlechterungleichheit durchzieht alle Bereiche der Gesellschaften (nicht nur) in Europa. Frauen sind politisch schlechter vertreten, stoßen bei der Verteilung von Posten und Positionen an betonierte Decken, sind häufiger von Armut betroffen. Im Schnitt arbeiten sie länger als Männer und erhalten weniger Gehalt – sogar dann, wenn sie derselben Erwerbstätigkeit wie ihre männlichen Kollegen nachgehen. Am Ungleichgewicht in der Verteilung von Care-Arbeit hat sich trotz der jahrzehntelangen feministischen Kritik erschreckend wenig getan.
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Um zu verstehen, wie sich Ungleichheit zwischen Frauen und Männern historisch durchgesetzt und immer wieder neu hergestellt hat, lohnt die Untersuchung von Arbeit(sverhältnissen). In der kapitalistischen Moderne fungiert(e) Arbeit als „Platzanweiserin“: Sie avancierte zum Lebenszweck per se und positionierte Menschen in der Gesellschaft. Die Hierarchisierung von Berufen und Lebensunterhalten entlang von Geschlecht, sozialer und soziogeographischer Herkunft etc. bestimmte auch die Rangordnung zwischen Menschen mit. Mit den Vorstellungen der Liebesheirat, privater Idylle und den Imaginationen ‚natürlicher‘ geschlechtsspezifischer Eigenschaften und Fähigkeiten setzte sich ferner das Ideal der für das häusliche Wohl zuständigen Frauen zunehmend durch. Während häusliche Tätigkeiten als unproduktiv und immer weniger als Arbeit verstanden wurden, sollten Männer miteinander um Berufe, Posten und Prestige in Konkurrenz treten. Sie allein galten als produktiv, als Träger von Kompetenz und Wissen.
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