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Frauenbewegungen und Wissensformationen / Women’s Movements and Knowledge Formations

2025-11-20

Johanna Gehmacher und Dietlind Hüchtker

Natalja Kobryns’ka, eine um 1900 im habsburgischen Galizien aktive ukrainische Feministin, sammelte Wissen über Frauenwahlrecht, darüber, wo in Europa welche Frauen und welche Organisationen welche Formen von Wahlrecht forderten, wie, wann und wie viele dies taten.[1] In einem Artikel über „Die Bestrebungen der Frauenbewegung“, der 1895 und 1896 in dem von ihr selbst herausgegebenen und an die ukrainischen Frauen Galiziens gerichteten dreibändigen Almanach „Unser Schicksal“ erschienen war, listete sie ihr Wissen genau auf. Wozu, fragt man sich, warum sollten ukrainische Frauen über Detailfragen aus Dänemark oder Frankreich informiert werden? Kobryns’ka demonstrierte ihre politischen Kenntnisse, sie stellte aber auch ihre Verbundenheit mit den verschiedenen Frauenbewegungen und -initiativen der Zeit heraus – und sie wusste ganz offenbar über die Zusammenhänge von Wissen, Politik und Macht Bescheid. Diesen Zusammenhängen widmet sich der Band „Frauenbewegungen und Wissensformationen / Women’s Movements and Knowledge Formations“ (OeZG 2/2025) in einer epochenübergreifenden Weise und knüpft damit an Überlegungen zu Praktiken und Strategien von Frauenbewegungen an, wie sie bereits in OeZG-Bänden zur Transformation von Frauenpolitik (OeZG 2/2015) und zu Konzepten von Radikalität in Frauenbewegungen (OeZG 1/2024) aufgeworfen wurden.

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Aktuelle Ausgabe

Bd. 36 Nr. 2 (2025): Frauenbewegungen und Wissensformationen
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Herausgeberinnen: Johanna Gehmacher und Dietlind Hüchtker 
Redaktion: Michaela Hafner

Der Band diskutiert Verflechtungen von politischen Strategien und epistemischen Praktiken am Beispiel von Frauenbewegungen und Feminismen vom Ende des 19. bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vorwiegend diachron erzählte Bewegungsgeschichten werden synchron ausdifferenziert und in transnationale Zusammenhänge eingeordnet. Die Beiträge untersuchen Praktiken des Wissenstransfers sowohl transnational als auch zwischen Bewegung und Wissenschaft und nehmen unterschiedliche Peripherien in den Blick, um die Produktion globalen Wissens durch politisches Engagement zu analysieren. Sie ermöglichen damit nicht nur neue Narrative jenseits der diachronen Erzählungen zur Geschichte der Frauenbewegungen, auch die außerordentliche Relevanz dieser Bewegungsgeschichten sowohl für die Wissens- als auch für die Politikgeschichte wird deutlich.

Diese Ausgabe ist auch als Print-Version im StudienVerlag erschienen. Buchgestaltung nach Entwürfen von himmel. Studio für Design und Kommunikation, Satz: Marianne Oppel, Umschlag: StudienVerlag/Karin Berner.

199 Seiten, EUR 39,--, ISBN 978-3-7065-6459-5; ISSN 1016-765 X

Veröffentlicht: 2025-11-14

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Die Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften (OeZG) besteht seit dem Jahr 1990. Sie veröffentlicht insbesondere Forschungsbeiträge zur Frauen- und Geschlechtergeschichte, Kulturgeschichte, Wissenschaftsgeschichte, Politikgeschichte sowie Wirtschafts- und Sozialgeschichte in deutscher und englischer Sprache. Sie erscheint dreimal im Jahr, meist in Themenbänden, gelegentlich auch in thematisch offenen Heften. Ihre Stärke ist es, theoretisch und methodisch innovative Zugänge mit historisch relevanten Themenstellungen und Debatten zu verbinden.
Seit 2020 erscheint die Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften (OeZG) via OJS3 als Open Access Journal. Alle Ausgaben seit 1990 wurden eingearbeitet und an dieser Stelle zugänglich gemacht (Backlist). Aktuelle und alte Ausgaben der OeZG in gedruckter Form sind in Printform weiterhin über den StudienVerlag (bzw. im Buchhandel) erhältlich. Außerdem sind alle bisherigen Ausgaben (bis Jg. 30/H. 2/2019) auf der Website des Verlages auch digital verfügbar.