Etablierung von Zeitungen als „one-day bestsellers“

Nutzungszahlen und Publikumskonstruktionen auf den Titelseiten deutscher Generalanzeiger (1888–1902)

Autor/innen

  • Silke Fürst Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IKMZ), Universität Zürich

Schlagworte:

Nutzungsdaten, Aufmerksamkeitswettbewerb, Unternehmensstrategien, Werbung, Diffusion, Publikumsvorstellungen, Massenpresse, retro-digitalisierte Zeitungen

Abstract

Die im 19. Jahrhundert gegründeten Generalanzeiger gelten als Meilenstein der entstehenden Massenpresse und können gewissermaßen als „one-day bestsellers“ verstanden werden, bei deren Lektüre NutzerInnen sich vorstellen, dass tausende anderer Menschen das Gleiche taten. Die medienhistorische Forschung hat bisher vernachlässigt, dass Verleger und Redaktionen solche Publikumsvorstellungen gezielt forciert haben. Dieser Beitrag zeigt auf Basis einer qualitativen Untersuchung von 2049 Titelseiten aus den Jahren 1888 bis 1902, dass bereits in den ersten Jahren der Erscheinung neuer Generalanzeiger eine massive öffentliche Kommunikation über das Publikum stattfand. Mittels unterschiedlicher Publikumskonstruktionen versuchten Zeitungen sich als nachgefragte und etablierte Medientitel auf dem expandierenden und hart umkämpften Pressemarkt darzustellen. Hohe und stetig wachsende Nutzungszahlen wurden von Beginn an gegenüber (potenziellen) LeserInnen prominent kommuniziert und trugen mutmaßlich zur Etablierung neuer Zeitungstitel bei. Die historische Analyse umfasst drei retro-digitalisierte, deutsche Generalanzeiger und basiert auf deduktiv wie induktiv unterschiedenen Publikumskonstruktionen. Damit bietet sich eine Perspektive, mit der über Internet und Big Data hinaus die öffentliche Kommunikation über Medienpublika und Nutzungsdaten in den Blick genommen und historisiert werden kann und die für ein breites Spektrum der Mediengeschichte anwendbar ist.

Autor/innen-Biografie

Silke Fürst, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IKMZ), Universität Zürich

Dr., ist Oberassistentin am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IKMZ) der Universität Zürich. Ihre an der Universität Freiburg/Fribourg vorgelegte Dissertation „The audience is the message: Wie Medienpublika in der öffentlichen Kommunikation konstruiert werden" bewegt sich an der Schnittstelle von Journalismus- und Mediennutzungsforschung, Datafizierung und Mediengeschichte. Fürst ist Co-Editorin der Open Access-Zeitschrift Studies in Communication Sciences (SComS) und Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizerischen Gesellschaft für Kommunikations- und Medienwissenschaft (SGKM). Sie war langjährige Co-Sprecherin der SGKM-Fachgruppe Journalismusforschung. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Journalismusforschung, Wissenschafts- und Hochschulkommunikation, Medialisierung und Datafizierung, Diskurse über Medienpublika, Mediengeschichte und Fachgeschichte, Medienethik und Kommunikationstheorie.

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Veröffentlicht

2023-08-19

Zitationsvorschlag

Fürst, S. (2023). Etablierung von Zeitungen als „one-day bestsellers“: Nutzungszahlen und Publikumskonstruktionen auf den Titelseiten deutscher Generalanzeiger (1888–1902). Medien & Zeit. Kommunikation in Vergangenheit Und Gegenwart, 37(4), 26–44. Abgerufen von https://journals.univie.ac.at/index.php/mz/article/view/7940