Holocaustgedenken am Smartphone

Die Erinnerungsarbeit europäischer KZ-Gedenkstätten auf Instagram

Autor/innen

  • Sophie Brössler Deutsche Presse Agentur
  • Sascha Trültzsch-Wijnen Universität Salzburg

DOI:

https://doi.org/10.21243/mi-04-22-18

Abstract

In diesem Beitrag wird eine Studie vorgestellt, die im Kontext der kommunikationswissenschaftlichen Erinnerungsforschung erforscht, wie KZ-Gedenkstätten in verschiedenen europäischen Ländern die Plattform Instagram für die Erinnerungsarbeit nutzen. Über einen Zeitraum von zwei Monaten werden Instagrambeiträge im Rahmen einer quantitativen Inhaltsanalyse untersucht. Dabei wird herausgearbeitet, welche textlichen, audiovisuellen und interaktiven Inhalte publiziert werden. Drei Bereiche werden bei jedem Posting detailliert analysiert: das Thema des Beitrags, die Darstellungsform und mögliche Aufrufe zur Partizipation an die Instagramnutzer*innen. Dabei werden sieben Themenschwerpunkte herausgearbeitet. Postings, die das ehemalige Konzentrationslager, KZ-Häftlinge und historische Objekte darstellen, werden einem ‚historischen Kontext‘ zugeordnet: Hier werden Orte, Menschen und Exponate aus der NS-Zeit vorgestellt. Beiträge über den Besuch einer KZ-Gedenkstätte, die heutige Arbeit in der KZ-Gedenkstätte sowie Zeitzeugenschaft haben einen stärkeren Gegenwartsbezug: Diese Postings sind als Bemühen der Gedenkstätten zu verstehen, historisches Wissen im Hier und Jetzt zu vermitteln. Die Ergebnisse dokumentieren den aktuellen Stand der Onlinekommunikation von Gedenkstätten. Es wird gezeigt, inwieweit die Instagramauftritte zur Veränderung der dortigen Erinnerungsarbeit beitragen.

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Veröffentlicht

2022-12-21

Zitationsvorschlag

Brössler, S., & Trültzsch-Wijnen, S. (2022). Holocaustgedenken am Smartphone: Die Erinnerungsarbeit europäischer KZ-Gedenkstätten auf Instagram. Medienimpulse, 60(4), 46 Seiten. https://doi.org/10.21243/mi-04-22-18

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