Bd. 6 (2022): zisch: zeitschrift für interdisziplinäre schreibforschung
Betrachtet man wissenschaftliches Schreiben, lassen sich unterschiedliche Fokuspunkte setzen: man kann das schreibende Subjekt fokussieren, auf den Schreibprozess, das Produkt genauso wie den Kontext, in den Schreiben als Ganzes eingebettet ist (Knappik, 2018). Dies zeigt auch die neue Ausgabe von zisch.
In der Rubrik “Interdisziplinäre Schreibwissenschaft”, die in Kooperation mit der österreichischen Gesellschaft für wissenschaftliches Schreiben (GewissS) herausgegeben wird, kehren wir zurück zur GewissS-Tagung im November 2021. Der Beitrag in der Rubrik basiert nämlich auf dem Vortrag von Elisa Rauter, Karin Wetschanow, Alexandra Kratki und Cynthia Gutjahr. Sie beschäftigen sich mit dem Einfluss von Schreibklausuren auf Selbstregulation und Produktivität im Rahmen ihrer Mixed-Methods Studie.
Die Perspektive auf das schreibende Subjekt bleibt auch im ersten Beitrag der Rubrik “Junge Schreibwissenschaft” erhalten. In dieser Rubrik publizieren Schreibmentor*innen, die im Rahmen des Erweiterungscurriculums “Akademische SchreibSchreibkompetenz entwickeln, vermitteln und beforschen – Ausbildung von SchreibmentorInnen“ in der Kooperation von SPL 10 (Deutsche Philologie) und Center for Teaching and Learning (CTL) ausgebildet werden, die Ergebnisse ihrer einjährigen Schreibforschungsprojekte.
Sophie Aigelsreiter, Carina Goißer und Anna Stockhammer untersuchen das Gefühl von Nähe und Distanz zum eigenen Text im Laufe eines Schreibprozesses mit einer eigens entwickelten Methode, der Ownership-Kurve.
Weiter das schreibende Subjekt im Fokus, verschieben Tim Feind und Viktoria Hauer die Aufmerksamkeit darauf, wann im Schreibprozess Schreibende auf analoge und wann auf digitale Schreibinstrumente zurückgreifen.
Ein wichtiger Kontext-Faktor sind Textsorten: Sebastian Drobny, Sabrina Komarek und Romana Luftensteiner untersuchen in ihrem Artikel, welche Erwartungen Studierende und Lehrende an Proseminararbeiten im Bachelorstudium haben. Dafür haben sie Lehrende und Studierende des Instituts für Politikwissenschaft an der Universität Wien untersucht.
Ramona Hampp beschäftigt sich schließlich mit dem Textprodukt und untersucht den Einsatz von Hedging-Ausdrücken bei Studierenden und Wissenschaftler*innen durch eine Kombination aus Fragebogen und Interviews.
Wir freuen uns auch dieses Mal die Vielfalt der Schreibwissenschaft als Forschungsfeld abzubilden. Das Nebeneinander von “richtigen Wissenschaftler*innen” in der Rubrik “Interdisziplinäre Schreibwissenschaft” und der Forschungsarbeit von Studierenden in der Rubrik “Junge Schreibwissenschaft” ist uns dabei besonders wichtig. Gerade studentische Forschungsarbeiten öffnen häufig einen Raum abseits von institutioneller Finanzierung, in der sich Studierende engagiert und experimentell tiefergehend mit schreibwissenschaftlichen Themen auseinandersetzen können.