Zwischen KI-Monopol, schwarzem Feminismus und rettender Kritik
Aufklärungsdiversität als Bildungschance digitaler Ethik
DOI:
https://doi.org/10.21243/mi-01-25-23Schlagworte:
Digitale Ethik, Aufklärung, Diversität, Bildungsphilosophie, Künstliche Intelligenz, WissensdiversitätAbstract
Die Welt gerät in die Krise! Hilfe, Social Media-Monopole, Large Language Models und generative KI zerstören unsere Schulen, was sage ich, unsere Demokratien! Schnell, schnell, wir brauchen mehr Aufklärung! So oder so ähnlich könnte man sich dieser Tage fühlen. Ich möchte gegen eine solche Haltung argumentieren. Zwar hängen Aufklärung, Bildung und moderne demokratische Gesellschaften zusammen. Doch an die Aufklärung im Singular zu denken und diesen Singular dann zur Leitlinie digitaler Ethik oder Medienpädagogik zu machen, halte ich für falsch. Jenseits aktueller Trends gibt es schon längst Herausforderungen, an denen Aufklärungen – im Plural – für den Umgang mit KI reifen können. Vor diesem Hintergrund sollte zuerst mit kühlem Kopf die Diversität von Aufklärungen in den Blick genommen werden. Sie kann als Richtschnur mündigen Handelns, auch bei der Moderation oder Regulation von Social Media-Content dienen. Mit Blick auf die aktuelle Debatte um Aufklärung(en) argumentiere ich für die Bedeutung von Ambivalenztraining sowie leiblich-sozialer Dialogarbeit – gerade auch für Medienpädagogik(en). In kritischen Stimmen des schwarzen Feminismus sowie dem Projekt einer rettenden Kritik der Aufklärung(en) sehe ich einen Aufschlag zur Auseinandersetzung mit Aufklärungsdiversität. Diese steht in Verbindung zur Wissensdiversität wie sie etwa in der Medienpädagogik diskutiert wird. Hierzu wäge ich verschiedene kontroverse Beiträge zur Gegenwartsdebatte ab und schließe mit zehn Thesen an der Schnittfläche aus digitaler Ethik und Medienpädagogik. Das bildungsphilosophische Motto lautet: Pädagogische Dialogarbeit statt Kulturkampf!
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