Bd. 61 Nr. 4 (2023): Habitus / Medialer Habitus / Digitaler Habitus
Mit der Habitustheorie von Pierre Bourdieu steht ein wissenschaftliches Instrumentarium zur Verfügung, dessen Einfluss weit über die Soziologie hinausreicht und u. v. a. in der Bildungswissenschaft intensiv rezipiert und praktisch umgesetzt wurde. Die Hauptwerke Bourdieus – etwa Die feinen Unterschiede (1982) oder der Homo Academicus (1988) – sind pointierte Analysen gesellschaftlicher Ausschnitte ihrer Zeit. Die Methoden und die daraus entwickelten theoretischen Implikationen dienten und dienen noch immer als Inspirationsquelle für zahlreiche Forschungsarbeiten und medienpädagogische Modelle, wenn es etwa um die Akkumulation von Bildungskapital, um soziale Ungleichheiten und Klassenantagonismen oder auch um die Verhaltensdispositionen von Akteur*innen geht. Dabei hat Bourdieus Theoriebildung auch in der konkreten Unterrichtspraxis ihre Relevanz, weil sie das Verhältnis von Lehrenden und Lernenden auch unter medialen Bedingungen gut erläutern kann. Aus erziehungswissenschaftlicher Sicht gilt deshalb nach wie vor im (vereinfachten) Sinne Bourdieus: Der Klassenkampf beginnt in unseren Schulklassen und läuft über die Klassifikationen der Lehrenden ...